Das Referat von Dr. Martina Diedrich drehte sich um die Kernfrage, wie Daten fundierte Entscheidungen im Bildungsbereich unterstützen können. Welche Voraussetzungen braucht datengestützte Qualitätsentwicklung? Und warum sind Sinnstiftungsprozesse entscheidend, um Daten in handlungsleitende Evidenz zu überführen?
Daten verstehen – Schulentwicklung gezielt steuern
Was braucht es, damit Daten wirklich zu besseren Entscheidungen führen? Diese Frage stand im Zentrum der ersten Digitalen Impulse mit Dr. Martina Diedrich. Schnell wurde klar: Zahlen allein reichen nicht. Erst wenn sie richtig interpretiert und in Kontext gestellt werden, entfalten sie ihre volle Wirkung.
Zahlen, ob gross oder klein, können nicht sprechen. Zahlen sind wie Kinder, sie benötigen Aufmerksamkeit und Anleitung. Sie müssen verstanden werden.
Von Zahlen zu Erkenntnissen
Martina Diedrich betonte in ihrem Referat, dass Daten nicht mit Evidenz gleichgesetzt werden können. Erst durch Kontext und Diskussion entstehen fundierte Entscheidungen. Besonders im Bildungsbereich treffen verschiedene Akteur:innen mit unterschiedlichen Erwartungen aufeinander – diese Vielfalt muss sichtbar gemacht werden.
Erst wenn Daten mit Bedeutung aufgeladen sind, führen sie zu Aktionen und Veränderungen, die Qualitätsentwicklung ermöglichen.
Missverständnisse bei der Dateninterpretation seien allgegenwärtig. Ein anschauliches Beispiel untermauerte diese Aussage: Eine 30-prozentige Regenwahrscheinlichkeit bedeutet nicht, dass es ein Drittel des Tages regnet, sondern dass es in den vergangenen zehn Jahren bei einer gleichen Wetterlage an 3 von 10 Tagen geregnet hat. Genauso können Bildungsdaten ohne richtige Deutung in die Irre führen.
Daten als Werkzeug, nicht als Diktat
Daten liefern Hinweise, lösen aber keine Probleme. Ein zentrales Spannungsfeld besteht in der politischen Steuerung. Der Vergleich mit anderen Schulen oder Regionen kann motivieren, darf jedoch nicht zum reinen Druckmittel werden. Entscheidend bleibt die Balance zwischen Daten und Erfahrungswissen.
Zur Herstellung von Evidenz braucht es datenbezogene Sinnstiftungsprozesse, die in gemeinsamer Aushandlung den Kern der Daten freilegen.
Damit Daten wirksam werden, braucht es Kompetenzaufbau und Zeit für Reflexion, eine klare Einordnung von Daten in Steuerungsprozesse, Offenheit für verschiedene Perspektiven sowie den Verzicht auf absolute Wahrheiten. Transparenz über Grenzen und Unsicherheiten ist ebenso entscheidend.
Perspektivenvielfalt und Herausforderungen
Der Umgang mit Daten variiert je nach Perspektive der Beteiligten. In der Bildungspolitik dienen sie als Steuerungsinstrument, doch ihre effektive Nutzung erfordert klare Strategien und eine sinnvolle Einbettung in Entscheidungsprozesse. Schulleitungen sehen in Daten eine wichtige Grundlage für Schulentwicklungsprozesse, um gezielt Massnahmen abzuleiten und deren Wirkung zu überprüfen.
Lehrkräfte benötigen praxisnahe Analysetools, die ihnen helfen, den Unterricht evidenzbasiert zu gestalten und individuell auf die Bedürfnisse der Schüler:innen einzugehen. Für Eltern und Schüler:innen wiederum sind Daten vor allem ein Mittel zur Reflexion der individuellen Lernentwicklung, das Transparenz schafft und Orientierung bietet.
Hier treffen wissenschaftliche Vorsicht, politische Pragmatik und öffentliche Erwartungen aufeinander.
Wissenschaft geht mit Vorläufigkeit und Ungewissheit um. Politik hingegen braucht schnelle, klare Lösungen.
Daten als Baustein für eine nachhaltige Schulentwicklung
Daten sind wertvoll, aber erst in Verbindung mit professionellem Wissen, Reflexion und einem bewussten Aushandlungsprozess entfalten sie ihr Potenzial. Wer das Webinar von Dr. Martina Diedrich verpasst hat, kann sich das Video hier ansehen: Link zum Video.
Für alle, die tiefer einsteigen möchten, bietet das Daten Lab von Chance Digitalität weitere spannende Einblicke.
Wir freuen uns auf den nächsten Digitalen Impuls am 13. Mai um 12 Uhr mit Sybille Bayard. Hier geht’s zur Anmeldung.